Frieda und Herta Alexander
Nur kurze Zeit lebten Frieda Alexander und ihre Tochter in Lübeck und wohnten in der Breiten Straße 41, und zwar bei der Familie Camnitzer im dritten Stock.
Am 13. Mai 1939 meldeten sich die beiden Frauen, von Hamburg kommend, in Lübeck an. Frühere Spuren ließen sich bisher nicht finden. So lässt sich nur folgendes sagen:
Frieda Alexander, geborene Segal, kam am 26.3.1880 zur Welt, laut Meldekarte in Linsk, Kreis Scheiwitz in Pommern. Andere Quellen nennen Minsk, doch da Frieda Alexander die deutsche Staatsangehörigkeit hatte, ist das unwahrscheinlich.
Ihre Tochter Herta wurde am 13.3.1916 in Landeck, Kreis Schlochau geboren, also nicht weit vom Ort Linsk entfernt.
Über den Ehemann und Vater gibt es bislang keinerlei Informationen.
Die Berufsangaben auf der Meldekarte lauten "Köchin" für Frieda Alexander und "Pletterin" für ihre Tochter. So lässt sich annehmen, dass die beiden Frauen im Haushalt der Familie Camnitzer gearbeitet haben bis zum Zeitpunkt der Deportation.
Vielleicht hat die Tochter auch im Bekleidungsgeschäft "Gebrüder Hirschfeld" als Büglerin gearbeitet, möglicherweise zuvor im Hamburger Geschäft. Die Firma "Gebrüder Hirschfeld" hatte Geschäfte in Hamburg, Lübeck und Bremen sowie Leipzig und Hannover.
Am 6. Dezember 1941 wurden Frieda und Herta Alexander nach Riga deportiert, gemeinsam mit dem Ehepaar Camnitzer und dessen Tochter Elsa und vielen anderen jüdischen Menschen aus Lübeck. Wir wissen nicht, ob sie bereits während der ersten Wintermonate im Lager Jungfernhof ums Leben kamen, ob sie zu den vielen Opfern der Massenerschießungen im Bikerniekiwald im Februar und März 1942 gehörten oder ob sie nach langen qualvollen Monaten oder Jahren Zwangsarbeit ihr Leben im Ghetto Riga oder im Konzentrationslager Kaiserwald oder im KZ Stutthof ihr Leben verloren haben.
Zum Zeitpunkt der Deportation war Frieda Alexander 61 Jahre alt, Herta Alexander gerade 25 Jahre.
Verzeichnis der Quellen außerhalb der Standardfachliteratur:
- Adressbücher und Meldekartei der Hansestadt Lübeck
- Archiv der Hansestadt Lübeck, Staatliche Polizeiverwaltung 109, 110
- Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten deutschen, österreichischen und tschechoslowakischen Juden, bearbeitet von Wolfgang Scheffler und Diana Schulle, München 2003
- Datenpool JSHD der Forschungsstelle “Juden in Schleswig-Holstein” an der Universität Flensburg
- Goldberg, Bettina/ Paul, Gerhard: Matrosenanzug - Davidstern. Bilder jüdischen Lebens aus der Provinz, Neumünster 2002
- Klatt, Ingaburgh: “...dahin wie ein Schatten”, Aspekte jüdischen Lebens in Lübeck, Lübeck 1993
- Memorbuch zum Gedenken an die jüdischen, in der Schoa umgekommenen Schleswig-Holsteiner und Schleswig-Holsteinerinnen, hrsg.v. Miriam Gillis-Carlebach, Hamburg 1996
- Albrecht Schreiber, Zwischen Davidstern und Doppeladler, Illustrierte Chronik der Juden in Moisling und Lübeck, Lübeck 1992
- Yad Vashem, The Central Database of Shoah Victims’ Names
- Zeitzeugengespräche
Heidemarie Kugler-Weiemann, 2009