„Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten“, August Bebel
Wie wollen wir uns erinnern? Eine Frage, die eine Gesellschaft sich immer wieder aufs Neue zu beantworten hat. Wir erleben dabei seit mehreren Jahren einen erinnerungspolitischen Klimawandel. Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus nehmen dabei einen immer breiteren Raum ein. Der wachsende Zuspruch zu menschenfeindlichen Haltungen, die in diesem Zusammenhang einen regelrechten Geschichtsrevisionismus betreibt, ist zutiefst alarmierend.
Als Demokrat:innen sind wir verpflichtet, die freiheitliche demokratische Grundordnung unseres Staates zu schützen. Ein Nachlassen von Geschichtsbewusstsein und historischer Sensibili- tät gegenüber den NS-Verbrechen gefährdet dies. Deshalb ist es so wichtig, diese Geschichte zu kennen und die Erfahrungen aus ihr weiterzuge- ben. Und das sind wir auch den Opfern und ihren Angehörigen schuldig. Insofern ist es ein folgerichtiger und wichtiger Schritt, dass die Hansestadt Lübeck in diesem Jahr eine Stabsstelle Erinnerungskultur ausgeschrieben hat und zukünftig mit einem Zentrum für lebendige Geschichte historisches Wissen noch besser erforschen, sichern und vermitteln wird.
Im 34. Jahr der Zeit des Erinnerns stehen das Gedenken an die Lübecker Märtyrer sowie die Novemberpogrome im Mittelpunkt. Eine der letzten Zeitzeuginnen besucht Lübecker Schulen. Zwei Beiträge beschäftigen sich mit den Nürnber- ger Kriegsverbrecherprozessen. In einem Gespräch mit Insa Eschebach und Stephan Linck geht es zum Abschluss der Veranstaltungsreihe um die Frage, was Gedenken heute bedeutet.
Insgesamt rund drei Dutzend Veranstaltungen rufen auf zum Bekennen, Vergeben und Versöhnen. Sie alle stehen für Frieden, Toleranz und Menschenrechte. Möge diese Zeit des Erinnerns wieder vielen Menschen Anregungen und Mut geben, Anfeindungen und Verfolgungen in unserer Zeit couragiert entgegenzutreten.
Monika Frank
Senatorin für Kultur, Bildung, Jugend und Sport
der Hansestadt Lübeck